Drei Stunden intensives Training im Ishimi Sommerlager 2021 täglich mag für viele nicht nach Sommerferien klingen. Zugegeben, auch für uns ist es immer wieder eine körperliche und mentale Herausforderung. Rebecca und ich freuen uns zwar jedes Mal auf das «Gasshuku«, also das Sommerlager mit Ishimi Sensei – aber immer mit dem nötigen Respekt (und einem Vorrat Energieriegel, isotonischen Getränken und Physio-Tapes).
Rebecca und ich kamen einen Tag früher als nötig an, da der Swiss-Flug nicht anders buchbar war. Das gab uns ein wenig Zeit uns vor Ort zu akklimatisieren. Schliesslich verliessen wir die Schweiz bei konstantem Regen und gefühlten 12 Grad. In Los Alcázares hingegen schlug uns ein 30 Grad Hitzeschwall ins Gesicht, als wir aus dem Flugzeug ausstiegen. Nice.
Dieses Jahr nahmen wir das erste Mal im Namen unserer eigenen Karateschule Ikigaido Karate teil. So wie wir kommen Schülerinnen und Schüler von Ishimi Sensei aus der ganzen Welt einmal jährlich nach Murcia, Spanien, einem eher touristischem Ferienort eine Stunde südlich von Alicante. Ideal ist der Ort vor allem wegen des Sportcenters CAR Infanta Cristina, kleiner, aber dennoch vergleichbar mit unseren Sportanlagen in Magglingen oder Tenero. Dieses Mal war die Anzahl der Teilnehmer coronabedingt natürlich stark reduziert. Vertreten waren trotzdem Dojos aus Belgien, Frankreich, der Schweiz und natürlich Spanien. Glücklicherweise konnten auch unsere Freunde aus Italien und Chile online teilnehmen!
Das Wochen-Program von Ishimi Sensei war wie immer voll. Ganze 18 Kata in 5 Tagen – wow. Und wie wir von früheren Gasshuku wissen, muss man sich den Kata-Unterricht bei Ishimi Sensei erst verdienen: Am ersten Tag erstmal nur Kihon. Grundschule, Grundschule, Grundschule, das Credo des Grossmeisters seit Jahrzehnten.
Der zweite Tag startete, wie konnte es auch anders sein, mit Grundschule. Doch nach ca. einer Stunde begannen wir mit Aoyagi, Gekisai Dai Ichi und Ni sowie den von Mabuni Sensei angepassten Kata Shinsei Dai Ichi und Ni. Ein lockerer Einstieg möchte man meinen. Allerdings sind die Ansprüche unseres Lehrers hoch – sehr hoch. Wer sich freiwillig in die erste Reihe stellt, muss es drauf haben 🙂 Daher liess das obligatorische «NO, GO BACK!» nicht lange auf sich warten, und der erste Überambitionierte trottete zurück. Ist jedem schon passiert, gehört dazu.
Am dritten Tag konzentrierten wir uns auf Bassai Dai und Bassai Sho sowie deren Anwendungen. Dazu unterrichtete Sensei ebenfalls den Themenblock Geki Ha und Kaku Ha, Seisan, die wohl älteste Kata überhaupt, sowie Ishimine no Bassai. Wie bereits in den letzten Jahren wechselten wir immer wieder ins Tai Chi und beruhigten Atmung und Puls bei sanften und runden Atemübungen.
Am vierten Tag übten wir Anan, Ananko Ichi sowie Ananko Dai und Shinpa, eine Kata, die der Sohn Kenwa Mabunis vollendete. Am letzten Tag zeigte uns Ishimi Sensei Anan Dai, eine Kata, die extra für das Sportkarate und die Olympiade entwickelt wurde. Man könnte man meinen es gäbe schon genug Kata… aber egal. Schlussendlich beendeten wir das Gasshuku mit Matsumura no Bassai, eine weitere Variante der Passai-Linie, Sisochin und Sepai.
Nebst all den physischen und mentalen Anstrengungen im Training war uns natürlich auch eine riesige Freude, all unsere Freundinnen und Freunde aus den anderen Dojos wieder zu sehen und auch den einen oder anderen Schwatz in der abendlichen Strandbar zu geniessen.
Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Seminar! Vielen Dank auch an Toni, die diesen Event wieder einmal perfekt organisiert hat – Gracias!
Rebecca und Stephan